Nürnberger Stadtanzeiger: »Ein leichteres Leben für Frauen?«
Die zwölfjährige Maria stellt sich ihr Leben vor: mit Mann, Kindern und Beruf – Arbeit im Haushalt besser teilen
Der 8. März ist der Internationale Frauentag. Überall auf der Welt demonstrieren Frauen für Gleichberechtigung und gegen Diskriminierung, für eine bessere Bildung und gegen Gewalt und Ausbeutung. Wie sieht ein Mädchen, das bald Frau sein wird, seine Zukunft? Maria (12) lebt mit ihrer Mama, der Schwester (8) und dem kleinen Bruder (5) in St. Leonhard. Sie geht in die 4. Klasse und besucht regelmäßig den Mädchentreff in der Georgstraße.
Maria, freust du dich darauf, eine Frau zu werden?
Maria: Ja! Man wird größer und fühlt sich größer, kann dann allein ins Kino gehen. Ich fände es schön, mit meinen Freundinnen zu gehen.
Und körperlich?
Maria: Weiß nicht. Da fühlt man sich anders, weil die Brust wächst und die Hüften runder werden.
Wirst du dich schminken und sexy Kleider anziehen?
Maria: Ich muss mich nicht schminken. Zu besonderen Gelegenheiten vielleicht schon - aber dann nicht gleich zentnerweise. Im Sommer ziehe ich vielleicht einen langen Rock an. Nicht so ’nen kurzen, weil die Männer gleich was Dummes denken. Ich will nicht, dass die Leute was Schlechtes über mich denken.
Weißt du schon, welchen Beruf du mal machen willst?
Maria: Ich möchte gerne Psychologin werden, dann kann ich Leuten helfen, die Probleme haben oder wegen Albträumen nicht schlafen können.
Und deine Familie?
Maria: Ich möchte gern ein oder zwei Kinder haben und einen Mann. Aber nur einen netten. Weil manche Männer schlagen ihre Frauen - das möchte ich nicht.
Findest du, dass Frauen ein leichtes Leben haben?
Maria: Eigentlich nicht. Ich sehe manche, die haben einen ganz traurigen Gesichtsausdruck.
Woran liegt das: Haben Frauen es deiner Meinung nach schwerer als Männer?
Maria: Schon! Weil Frauen auf die Kinder aufpassen müssen, Windeln wechseln und sauber machen und Essen kochen. Die Männer müssen nur in die Arbeit gehen und abends schauen sie Fernsehen.
Willst du das später denn einmal anders machen?
Maria: Ich würde das aufteilen. Mein Mann macht ein bisschen und passt auf unsere Tochter auf, wenn ich arbeiten gehe. Und ich mache ein bisschen, wenn er arbeiten muss. Oder eine Woche ich, eine Woche er. Dann ist es leichter.
Also mehr Gleichberechtigung. Dafür setzen sich die Frauen am Internationalen Frauentag ein. Weißt du, was das ist?
Maria: Ein bisschen hat mir Annette erzählt. An dem Tag streiken die Frauen.
Sie demonstrieren vor allem und feiern ja auch. Aber: Denkst du, dass ein Streik das Richtige ist, um das zu erreichen?
Maria: Ich würde nicht streiken. Ich würde mich beim Chef beschweren. Nur weil mein Kollege ein Mann ist, muss er doch nicht mehr verdienen.
Wie ist das bei euch zu Hause: Kriegt ihr alle gleich viel Taschengeld?
Maria: Bei uns geht es nach Alter. Je größer wir werden, desto mehr. Meine Schwester bekommt 50 Cent und mein Bruder einen Euro weniger als ich. Ich krieg zwei Euro, immer sonntags. Da kauf ich mir gerne eine Zeitung.
In den Mädchentreff dürfen nur Mädchen. Ist das gerecht?
Maria: Ich finde es schön, dass hier nur Mädchen sind. Wenn die Jungs da sind, sind die nervig. Und manche Mädchen werden auch blöd, die ziehen sich anders an und schauen immer nach den Jungs.